Die Aare durchfliesst in Olten einen Juravorläufer und schafft damit den Aareraum. Die Innenstadt schliesst an diesen Raum an, sozusagen auf dem bel-étage-Niveau. An ausgesuchten Orten bilden verschiedene Interventionen Zugang zu diesem prägenden Raum.
Die Stadt ist geprägt durch ihre Lage an der Aare, welche die Stadt räumlich und gedanklich in zwei Hälften trennt. Einige Verbindungen existieren bereits: Der Autofahrer wählt die Bahnhofbrücke, während der Fussgänger die alte Holzbrücke überschreitet. Zu Fuss, vom Bahnhof herkommend, erweist sich die zweite Option als sehr weitläufig und umständlich.
FUSSGÄNGERSTEG
Ein dezenter Steg führt durch den Aareraum. Der Flussraum, als nicht betretbare Fläche erhält einen Aufenthaltsort. Der neue Steg nun führt direkt von der Bahnhofterrasse ans Wasser auf eine schwimmende Insel. Hier endlich kann man der Aare ’direkt ins Gesicht’ blicken. Die Fortführung des Stegs schliesst an den Amthausquai, der die Fussgänger einladend abholt und weiter durch die Stadt begleitet. Die Stege und die schwimmende Insel sind als Kastenkonstruktion in Stahl konstruiert und passen sich dem Pegelstand an. Die Gehflächen werden mit Holzdielen belegt. Das Geländer erhält einen Handlauf aus Stahl, die Geländerfläche wird mit einem eingespannten Edelstahlgewebe ausgefacht. Die Beleuchtung der erfolgt über eine im Geländer integrierte LED-Lichtschnur. Das Geländergewebe irisiert nachts silbern.
AMTSHAUSQUAI UND KLOSTERPLATZ
Der Parkraum des Amthausquais ist heute durch separierte Nutzungen in Sektoren unterteilt. Der zusammenhängende Raum geht verloren. Ein weitgehender Mischverkehr auf einer homogenen Fläche wirkt dem entgegen. Der Raum wird zur Aare hin durchlässig. Die Leere des Klosterplatzes (ehemaliger Graben) verschafft dem Altstadtvolumen Raum. Die klassizistische Alleeanlage des Amthausquais ist eine wichtige, das Stadtbild prägende Promenade vis-à-vis der Bahnhofterrasse. Als ’Prospekt’ neben dem mittelalterlichen Altstadtkörper soll die Quaianlage wiederhergestellt und die ihr eigene Grosszügigkeit gestärkt werden. Die Lindenallee, ergänzt und in Form gebracht, sodass ein wunderbares ’Baumdach’ heranwächst. Die Baumstämme werden mit hochwertigen Baumgittern gefasst. Das Bodenniveau wird über die gesamte Fläche, von den Hausfassaden bis zur Böschung egalisiert. Dem Asphalt wird eine Naturstein-Einstreuung aus ’Kopfsteinpflaster’-Granit eingewalzt.
NEUER BANHOFQUAI
Die heute parallel auf unterschiedlichem Niveau geführten Fussgängerverbindungen entlang des Bahnhofquais werden zu einer einzigen grossen Promenadenebene zusammengefasst. Ein neue städtische ’bel étage’ über der Aare entsteht. Eine Treppe führt von der Bahnhofterrasse auf den neuen Bahnhofquai. Die Verbindung zwischen Bahnhofterrasse und Wildsauplatz wird attraktiv. Als städtischer Boulevard konzipiert, ist er einerseits Verkehrsfläche für Fussgänger und Velofahrer, andererseits lädt er zum Verweilen ein. Von der stark befahrenen Strasse abgeschirmt durch eine Pergola-Konstruktion, welche mit ‚wildem Wein’ bewachsen ist, öffnet sie sich zum Flussraum und gibt den Blick auf die Altstadt mit der alten Holzbrücke und den Amthausquai frei.
Der Raum des gewachsenen Blätterwerkes lässt unterschiedlichste, temporäre Nutzungen zu: Frisch & Fischmarkt, Aaretag mit Schifffahrt und Aareschwimmen, Blumenmarkt, Kunstmarkt, Terrassenkino, Weinfest, etc. Im Bereich des Wildsauplatzes wird die Pergola zum hallenartigen Gebilde. Sie schafft einen begrenzten Aussenraum, in welchen das neue Aarebistro, kombiniert mit dem Kanuclubraum als Pavillon eingestellt wird. Der ’Dachraum’ über dem Körper kann als erhöhte ’Laube’ genutzt werden. Im Bereich der Bahnhofterrasse erfährt die Pergola ebenfalls eine Überhöhung als ‚Ouvertüre’.
PROJEKTINITIIERUNGEN BAHNHOFQUAI
Eine Nutzung, die den Aareraum des Bahnhofquais belebt, fehlt. Mit der neuen Fussgängerbrücke wird die Passantenfrequenz gar verringert. Eine nachhaltige Erneuerung dieser städtischen Zone ist nicht mit rein ästhetischen Marginaleingriffen zu erreichen: Der Bahnhofquai braucht eine Publikumsverkehr generierende Nutzung als Mix, der für das öffentliche Leben auch ausserhalb der Geschäftszeiten attraktiv ist. Der Ort ist prädestiniert für attraktive Kongress- und Seminarräume sowie Business-Centers. Die Stadt Olten ist auf neue zeitgemässe und repräsentative Räumlichkeiten für Ausstellungen, Informationsbüros, etc. angewiesen. Zudem mangelt es in Bahnhofsnähe an gehobener, der Bonität der Lage entsprechender Infrastruktur wie Hotels und Restaurants. Insbesondere Nutzungen, welche Geschäfts- mit Freizeitaktivitäten potent zu verbinden vermögen, werten den Ort auf. Die Spanne reicht hier von Hotelzimmern mit Restaurant, über „Apartementrooms“ zu Tourismusbüros, Wellnessoasen und Ausstellungsräumen.
Ein neuer Brückenkopf, in Anlehnung an verschiedene Vorgängerbauten an dieser Stelle, schafft zusammen mit einem neuen Bauvolumen zum Bahnhofplatz eine Raumsequenz entlang des innerstädtischen Aareraums. Auf dem Areal des so genannten Wildsau-Platzes wird ein polygonales Baufeld von 480 m2 Grundfläche ausgeschieden. Die Gebäudehöhe richtet sich nach der bestehenden Bebauung des Bahnhofquais.
Als Abschluss des innerstädtischen Bahnhofquais erfolgt im Anschluss an die bestehende Bahnhofterrasse die Initiierung eines weiteren Baukörpers, wiederum in der Referenzhöhe der mittleren Bauten am Bahnhofquai. Das Erdgeschoss beinhaltet die durch die oberen Geschosse gedeckte Bushaltestelle, sowie den Gebäudezugang für die halböffentlichen und privaten Nutzungen. Das Untergeschoss auf Niveau der Bahnhofterrasse beinhaltet öffentliche Nutzungen: Säle, Lobby/Bar, Ausstellungen. Die Obergeschosse beinhalten je nach Nachfrage Geschäfts- oder Wohnflächen.
Die Projektentwicklung und Realisierung erfolgt in Zusammenarbeit mit privaten Investoren. Die Stadt, soweit Nutzerin der Bauten, tritt als Landeigentümerin und Mieterin auf.
Art | Offener Projektwettbewerb |
Bauherr | Baudirektion Stadt Olten |
Projekteam | ARGE Huwyler Kissling Schibler Architekten Olten, Emch+Berger |
Planung | 2017 |