Historisches Museum Thurgau, Frauenfeld

KONZEPT
Die Sanierung und Optimierung des Schloss Frauenfeld als historisches Museum an heutige Bedürfnisse stellt ein Paradox der Idee des "Bewahrens" dar _ ist doch das Schloss per se das historische Ausstellungsstück. Gerade am Gebäude selbst wird die Vergangenheit spürbar und erfahrbar. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch der vermeintlich ursprüngliche Zustand als äusserst hypothetisch: Schon immer wurde das Gebäude aufkommenden Bedürfnissen angepasst; zusätzliche Geschosse oder gar ganze Flügel angebaut oder abgerissen. Genau hier setzt unser konsequenter, in der Verortung und der geschichtlichen Adaption des Hauses logischer Wettbewerbsbeitrag an: Der Ansatz des Weiterbauens.

UMGANG MIT HISTORISCHER SUBSTANZ
Das Bauen in historischem Bestand bedarf einer klaren Haltung. Hierbei gilt es zwischen restaurieren und adaptieren zu unterscheiden. Restaurieren verstehen wir als sorgf ltige Instandsetzung in Tradition und Technik des Vorhandenen. Fehlende Elemente werden ablesbar "neu" ergänzt aber dem Gesamteindruck untergeordnet.
Adaptieren beinhaltet immer die ablesbare Veränderung. Die Adaption an neue Bedürfnisse hinterlässt Spuren, die ablesbar bleiben sollen. Als zeitgemässe Veränderungen verschmieren sie sich nicht mit der Vergangenheit. Sie sind eingebunden in den Bestand, ohne ihre neuartige Herkunft zu verschweigen. Diese Massnahmen können dabei aus der Tradition entwickelt sein, ihre technische Umsetzung ist aber immer im  hier und jetzt verankert. Gleichartige handwerkliche und gestalterische Qualitäten vermitteln zwischen dem Neugeschaffenen und dem Bestand.
Gerade im Hinblick auf die energetische Ertüchtigung der beiden Gebäude muss zwischen restaurieren und adaptieren situativ abgewogen werden. So können beispielsweise die Wandtäfer in den Zimmern des Ostbaus demontiert und eine zusätzliche Dämmung dahinter angebracht werden – ganz im Sinne der Restaurierung. Die Dämmung der Remise jedoch führt durch die neue Innenschicht zum Verlust der Sichtbarkeit des Bruchsteinmauerwerks. Es ist somit ein neues Element und diese im Sinne der Adaption zu behandeln. Die verputzen Oberflächen sprechen mit Ihren planebenen Flächen und exakten Kanten die Sprache der heutigen Bautoleranzen. Die Süd- und Ostwand der Remise verbleibt jedoch ohne Isolation, da andere beheizte Gebäude daran angrenzen: Das originale Bruchsteinmauerwerk bleibt somit erlebbar – auch im Dachgeschoss, wobei der südliche Mauerstreifen über den Dächern der Nachbargebäude eine mineralische Aussendämmung erhält.

Art Projektwettbewerb mit Präqualifikation
Bauherr Hochbauamt Kanton Thurgau
Projektteam Architekt KRISCHANITZ,
rogerhuwyler architekten
Planung 06/2021 - 11/2021