Textilmuseum, St. Gallen

RAUMANGEBOT
Der neue Ausstellungsraum des Textilmuseums schafft mit seiner überhohen Halle und den angelagerten, tieferen "Taschen" eine grosse Flexibilität für variable Museumspräsentationen.
Das Volumen bietet groszügige Wandabwicklungen für die Präsentation der Exponate und kann bei Bedarf in zwei unabhängige Säle geteilt werden.
Erschlossen wird der Ausstellungsraum durch eine vom Bestand abgerückte Treppe. Diese bringt Licht durch die raumhohe Verglasung ins bestehende Treppenhaus und lenkt die Besucher ganz selbstverständlich in die neuen Ausstellungsräume nach oben. Der Aufsteig wird belohnt mit einem grossartigen Blick über die Dächer der Stadt St. Gallen.
Eine der Treppe vorgelagerte Terrasse bietet frische Luft für eine kurze Verschnaufpause während des Museumrundgangs oder kann für Ausstellungsobjekte im Freien genutzt werden.

ARCHITEKTONISCHER EINGRIFF
Typologisch verweist der Dachaufbau mit seiner pergola-artigen Struktur auf die Trocknungsgestelle der handwerklichen Textildruckereien. Besonders in Indien, China und Japan sind diese Strukturen teilweise noch zu finden. Ein dichtes Werk aus Latten und Stangen dient dem Aufhängen der fertig gefärbten und bedruckten Stoffbahnen (Bild links).
Auch das Äussere des Ausstellungsraumes soll in ein geeignetes Textil gekleidet werden. Hierbei werden geeignete technische Stoffbahnen in das Lattenwerk eingewoben und veranschaulichen das Verweben von „Schuss“ und „Kette“ wie durch ein Vergrösserungsglas. Die Stoffbahnen bieten einen vielfältigen Spielraum für Anpassungen: So können sie teilweise bedruckt und beklebt auf die laufende Ausstellung verweisen; farbig hinterleuchtet werden, um das Erscheinungsbild des Museums zu verändern oder als Leinwand für Public Art Installationen dienen.

Volumetrisch interpretiert der Dachaufbau die Fassadengliederung des Bestandes mit den vormals überhöhten Seitenrisaliten. Diese werden durch den neuen Aufbau wieder stärker betont. Die Grobgliederung der Stirnfassade (südwest) wird im pergola-artigen Aufbau übernommen: Die erhöhe Halle tritt in der Fassadenansicht in Erscheinung und betont ihre Mittelpartie. Der Abschluss des Daches mit einer Pergola findet seine Referenz in dem von Gustav Gull 1915 errichteten Land- und Forstwirtschaftlichen Institut (Bild rechts) des Polytechnikums Zürich, womit sich der Kreis zum ursprünglichen Wettbewerbsbeitrag von 1884 schliesst.

Art Ideenwettbewerb
Bauherr Stiftung Textilmuseum St. Gallen
Projektteam rogerhuwyler architekten
Planung 2020