Aufstockung Josefstrasse, Zürich

Der Strassenzug der Josefstrasse zeichnet sich durch eine Reihe überformter Bauten des späten 19.Jdts aus. Ein ablesbarer Sockel mit öffentlichen Nutzungen ist typisches Merkmal dieser gründerzeitlichen Blockrandbebauungen. Die Sanierungswelle der letzten Jahre hat zu einer Aufwertung des Quartiers geführt und gab den Impuls das bis anhin 3-geschossige Gebäude in seiner Höhe an seine Nachbarbauten anzupassen. Nordseitig begrenzt durch eine – im Inventar der Denkmalpflege stehende – Genossenschaftssiedlung aus dem Jahr 1926 wurde die Parzelle um zwei Vollgeschosse und ein Attikageschoss aufgestockt.

Die aus den 70er Jahren stammende Dachwohnung wurde mitsamt Dachstuhl abgebrochen und neu organisiert: Eine Geschosswohnung (2 ½ Zimmer) und eine Maisonettewohnung mit Attika (3 Zimmer) binden an das bestehende Treppenhaus von 1886 an. Zur Strasse hin sind Küche und Wohnraum angeordnet; zum Hof ausgerichtet sind Bäder und Zimmer.

Das Attikageschoss ist in Verlängerung des Nachbargebäudes positioniert und springt zur Strasse zurück. Hofseitig markiert die interne Treppenverbindung die Mittelachse der Fassade.

Das seitliche Abrücken der Attika zur denkmalgeschützten Wohnsiedlung betont die Zäsur gegenüber der grossmassstäblichen Gesamtform des Röntgenhofs und schafft eine Dachterrasse mit Blick in beide Himmelsrichtungen.

Die gesamte Dachaufstockung wurde als Leichtbaukonstruktion in Holz mit Brettstapeldecken vorgefertigt und auf das Mauerwerk des Bestands gesetzt. Sie trägt von Fassade zu Fassade und wird zusätzlich in der Mitte von einem querspannenden Stahlträger unterspannt.

Das beschränkte Budget führte zu einer simplen und robusten Materialisierung der Räume und sieht die Möglichkeit einer zukünftigen Addierung weiterer Veredlungsschichten vor: In allen Räumen bildet der Unterlagsboden gleichzeitig den Fertigbelag. In den Nasszellen erhalten die als Feuchtigkeitsschutz notwendigen Wandfliesen durch das Verlegemuster Charakter. Die offenen Küchen mit Edelstahlabdeckung und fahrbarem Beistellkorpus sind ebenfalls in weiss gehalten. Sämtliche sichtbaren Holzelemente – Treppenstufen, Handläufe, Schiebetürgriffe, Fensterbretter und Sockelleisten sind in Eiche geölt ausgeführt und bilden einen warmen Akzent in der weitgehend weissen Farbwelt. Grosse Fenster rahmen den Ausblick in die Baumkronen der vorgelagerten Allee. Schiebeläden filtern Licht und Luft bei Bedarf.

Die Fassade ist in Putz weitergeführt, wobei die feinere Körnung und die hellere Farbgebung sich bewusst vom Bestand absetzen. Sichtbare Lisenen zeigen die neue Geschossteilung und nehmen die Schienen der Schiebeläden auf. Die vertikale Profilierung verweist auf den Filigranbau in Holz der neuhinzugefügten Geschosse.

Die Volumenerweiterung konnte aufgrund der hohen Fassadendämmwerte mit der bestehenden Leistung der Heizung realisiert werden. Ebenso wurden die vorhandenen Anschlüsse für Wasser und Sanitär weiterverwendet.

Art Direktauftrag
Bauherr privat
Projektteam roger.huwyler dipl.arch.eth,
rogerhuwyler architekten
Planung 01/2015 – 09/2016
Realisierung 01/2017 – 04/2017