Baugewerbliche Berufsschule, Zürich

STÄDTEBAU & ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Das Volumen der neuen Gewerbeschule schliesst den Blockrand. Strassenseitig entlang der Limmat- und Hafnerstrasse orientiert es sich an den bestehenden Fluchten (Verkehrsbaulinie) und bildet eine Klammer zwischen den Bauten im Süden und Westen. Der Haupteingang der Gewerbeschule liegt vis-à-vis Klingenpark. Leicht eingerückt, als zweigeschossiger Rücksprung mit vorgelagerter Stützenreihe, zeichnet er diesen Ort aus und schafft eine überdachte, minimale Ankunftszone.

HOF
Die aus dem bestehenden Wegrecht definierte Durchfahrt liegt in Verlängerung der Baumstrasse. Sie dient der Erschliessung des grossen Innenhofes. Dieser bildet das Herzstück der neuen Anlage. Vom Strassenlärm abgeschirmt entsteht ein vernetzter Raum der seine Qualitäten auch über die Verknüpfung unterschiedlicher Geschosse ausspielt. Eine 4-geschossige Säulenhalle ist das Schaustück des Hofes. Das Thema des Portikus wird hier nochmals – in einem anderen Massstab als beim strassenseitigen Haupteingang der Schule – wiederholt. Im Schatten der Säulen führen Rampen und eine Wendeltreppe auf unterschiedliche Niveaus. Die „Promenade architecturale“ spannt über die gesamte Gebäudelänge und führt bis ins 2.Obergeschoss, vorbei an Schaugärten und Pflanzensammlung. Das "Gartenzimmer" – ein höher gelegener Frischluftsaal – orientiert sich zum Schaugarten. Sein Rücken bilden die Platanen des angrenzenden Museumparks. Direkt an Treppenhaus und Korridor angebunden, kann dieser Raum im Sommer als Aussenschulzimmer oder ganzjährig als überdachter Pausenraum genutzt werden. Ein 50 Meter langer „Wandelgang“ verbindet den Schaugarten und Gartenzimmer mit der im Südosten gelegenen Dachterrasse. Auch hier besteht eine Anbindung an die gebäudeinterne Erschliessung. Eine skulpturale Wendeltreppe führt im Aussenraum von der Dachterrasse auf das Erdgeschossniveau zurück. Hier sind direkte Zugänge zum Turnhallentrakt, Aufenthaltsraum der Studierenden und Mehrzweckraum vorgesehen. Tanzende Kiesflächen im Asphaltbelag bilden spezifische Aufenthaltsbereiche innerhalb des Hofes. Einzelne blühende Akazienbäume und eine freie Möblierung bespielen die Fläche. Rückseitig liegen Veloparkplätze, deren räumlicher Abschluss ein grüner Vorhang bildet.

SPORT & AUFENTHALT
Das Erdgeschoss gliedert sich in zwei Nutzungseinheiten. In räumlicher Nähe zu den bestehenden Berufsfachschulen liegen die schulischen Nutzungen: „Fachbibliothek“, „Mehrzweckraum“, „Aufenthaltsbereich Studierende“ und das im 1. Obergeschoss angegliederte „Sekretariat“ und die Verwaltungsfunktionen auf der Nordwestseite des Perimeters. Im Südosten – abgetrennt durch die Hofzufahrt – liegen die Sporteinrichtungen: Turnhallen im Erd- und Untergeschoss, Kraft- und Gymnastikraum im 1. Obergeschoss resp. Umkleiden im Untergeschoss. Diese separate Einheit wird durch einen eigenen von der Strasse zum Hof durchlaufenden Eingang erschlossen.

KLASSENRÄUME
Der eigentliche Schultrakt ist in Anlehnung an Schulbauten der klassischen Moderne als schmaler Riegel ausformuliert. Ab dem 2. Obergeschoss sind die Klassenzimmer einbündig mit stirnseitig angehängten zudienenden Räumen angeordnet. Entlang der einseitigen Erschliessung sind jeweils bei den Treppenhäusern Arbeitsnischen eingefügt. Der durchlaufende Erschliessungskorridor verbindet die beiden doppelläufigen Treppenhäuser. Diese münden in die getrennten Eingänge Berufsschule und Sporthallen.

Das 4. Obergeschoss bildet als letztes Vollgeschoss eine Ausnahme: Die Klassenräume orientieren sich hier zu Hof und Strasse gleichermassen. Die zweibündige Anordnung der Räume vergrössert die Geschossfläche um die Hälfte und schafft Ausnutzungsreserve für das darüberliegende Attika- resp. Dachgeschoss. Die hofseitige Volumenverbreiterung bildet den oberen Abschluss der Wandelhalle. Das Dach- resp. Attikageschoss ist strassenseitig als Steildach ausgebildet. Die Ausrichtung der Klassenräume ist zu den unteren Geschossen gespiegelt. Die Dachlandschaft der Stadt und der Üetliberg als Bezugspunkt erzielen räumlichen Weitblick aus diesen Zimmern.

TRAGWERK
Die tragende Struktur des neuen Gebäudes wird aus Stahlbeton geplant. Basis des Tragwerksentwurfs ist die Skelettbauweise mit einem klaren Grundprinzip und durchgehenden Stützen und Wänden für einen direkten Lastabtrag ohne Umwege. Eine einzige Ausnahme stellen die beiden stützenfreien Turnhallen dar. Hier wird der mittlere Stützenstrang aus den darüberliegenden Geschossen mithilfe der hohen Stahlbetonträger abgefangen. Auch die Fassadenstützen aus dem 5.OG werden nach demselben Prinzip abgefangen. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt mittels Stahlbetonkerne. Diese verlaufen über die gesamte Gebäudehöhe und umschliessen die Treppenhäuser. Die geplanten Stützen tragen nur vertikale Lasten ab und verlaufen im Wesentlichen bis zum Dachgeschoss durch. Eine Holzbauweise im Dachgeschoss wäre denkbar und auch aus Gewichtsgründen von Vorteil. Brandschutztechnisch wäre das oberste Geschoss in Holzbauweise ohne Zusatzmassnahmen umsetzbar. Sämtliche Geschossdecken sind als unterzugfreie Flachdecken geplant und spannen zwischen 5,50m und 10.75m. Eine Um- oder Nachinstallation ist damit richtungsunabhängig unter der Decke ohne Kollisionen mit der tragenden Struktur möglich. Entlang der Deckenränder wird ein Überzug ausgebildet um die Verformungen der Deckenstirn zu minimieren. Bei der Wahl der tragenden Struktur wurden mögliche Umnutzungen stets bedacht. Sämtliche Trennwände zwischen den Klassenzimmern sind nicht-tragend und können beliebig in der Lage verändert werden.

HAUSTECHNIK-ERSCHLIESSUNG UND BETRIEBSKONZEPT
Die Gebäudetechnik ist als Mischung von zentral und dezentral geplant. Sanitär,- Heizungs-, Kälte- und Elektroräume befinden sich im Untergeschoss. Die Lüftungsräume sind auf verschiedene Geschosse verteilt, um lange Erschliessungswege zu vermeiden. Regelmässig angeordnete vertikale Steigzonen führen durch die Obergeschosse und erschliessen modular (in Schränken) die verschiedenen Schulzimmer. An den Decken der beidenTurnhallen erfolgt die horizontale Verteilung der Medien, bevor diese in die oben erwähnten Steig-zonen münden.

Art Projektwettbewerb
Bauherr Baudirektion Kanton Zürich
Projektteam rogerhuwyler architekten,
Kienastland,
wh-p Ingenieure Basel
Planung 2018